Ausstellungsdauer: 4. bis 18. Dezember 2011
Manfred Kassels Skulpturen sind Darstellungen des menschlichen Körpers und des Kopfes, seiner Leiden und Freuden. In seinen Arbeiten kombiniert er Stahl und selbst erstellte Keramikobjekte mit Fundstücken aus Holz und Metall. Manche Teile seiner Skulpturen werden bemalt, so dass Art und Herkunft der verarbeiteten Materialien oft nicht mehr erkennbar sind. Seine schmalen Figuren verstehen sich als Allegorien auf menschliche Wesenhaftigkeit. In ihrer Gesichtslosigkeit werden die Torsi zu Trägern eines Kaleidoskops von Gefühlen: Die Welt als irdisches Jammertal und die Welt voller Spiralen der Lust, dicht nebeneinander liegend und in einer Figur vereinigt. Kopf und Körper als Ganzes, wobei der Kopf als Schaltstation gilt und sich Tabus sowohl von innen als auch von außen aufheben.
Ingrid Lohmann-Küppers spiegelt in ihrer abstrakten Malerei Licht- und Schattenspiele der Natur. Spontan entstehende Farbflächen legen sich in ihren Arbeiten Schicht um Schicht zu- und übereinander und ergeben sukzessive die finale Bildkomposition. Überraschend ist bei ihren aktuellen Arbeiten die Farbigkeit, die – im Gegensatz zu älteren Werken - erstmals eine wichtige Rolle spielt. In Rückbesinnung auf Ihr ursprüngliches Studium des Textildesigns zeigt Ingrid Lohmann-Küppers auch eine Reihe neuer Arbeiten, bei denen sie auf Keilrahmen gezogene alte, dekorative Stoffe bemalt und anschließend bestickt.
Ausstellungsdauer: 13. bis 27. November 2011
Temporary projects, die Salongalerie ist zum zweiten Mal in diesem Jahr Gast in den Räumlichkeiten von hafenkult. Die Ausstellung »one + X in the harbour« vereint sechs Künstler und Künstlerinnen. Es werden nahezu alle Gattungen der bildenden Kunst vertreten sein: Junge Medien wie Video / Installation / Objekt sowie die herkömmlichen Medien Malerei und Zeichnung. Die Galeristin und Kuratorin Detje vereint die einzelnen Positionen zu einem Ganzen, ohne den Künstlern ihre Eigenständigkeit zu nehmen.
Die im Charme der 70er Jahre belassenen ehemaligen Büroräumlichkeiten im Duisburger Parallelhafen lassen wieder eine außergewöhnliche Ausstellungssituation entstehen. Anliegen des 2010 gegründeten Atelier- und Ausstellungshauses Hafenkult ist es nicht nur das Entstehen von Kunst durch die Schaffung von Atelierräumen zu ermöglichen, sondern auch Künstlern ein Forum zu geben, ihre Arbeiten der Öffentlichkeit präsentieren und zum Kauf anbieten zu können.
Dieses Anliegen verbindet Hafenkult mit temporary projects, die Salongalerie aus Essen-Ruhr. Detje hat „temporary projects, die Salongalerie" im Frühjahr 2008 ins Leben gerufen. Das Ausstellungskonzept von „temporary projects, die Salongalerie“ weicht erfrischend vom üblichen Galeriebetrieb ab: Detje lässt die in Berlin und Paris gepflegte Tradition des Salons in Essen-Ruhr wieder aufleben. Pate gestanden hat Denise René: Die hoch betagte, immer noch international tätige Pariser Galeristin gründete 1944 ihre erste Galerie im eigenen Wohnzimmer. Es kommen auch Ausstellungsorte außerhalb ihres Salons in Frage: „Ich wähle gerne Orte aus, an denen in der Regel keine Kunst zu erwarten ist", so Detje. Projekte von temporary projects, haben über Ihre reale Dauer hinaus im Rahmen der Internetseite Bestand.
Ausstellungsdauer: 8. Oktober bis 6. November 2011
Im März 2010 bezog der Maler und Bildhauer Jörn Kempfer ein Atelier im neu gegründeten Atelier- und Ausstellungshaus Hafenkult in Duisburg. Fasziniert von der Atmosphäre des neuen Ateliers mit seiner
Lage direkt am Hafen und seinem Ausblick auf Kräne und Container beginnt für ihn eine produktive Zeit. Die Ausstellung zeigt einen Ausschnitt der seitdem im Hafen entstandenen Bilder. Skulpturen auch
früherer Schaffensperioden erlauben einen weiteren Einblick in die Ausdrucksstärke des Künstlers als Bildhauer und runden die Ausstellung ab.
Jörn Kempfer, geb. 1958, hat an der Universität der Künste in Berlin Malerei studiert. Er unterrichtet an der Scuola di Scultura di Peccia im Tessin, gibt regelmäßig Kurse an der vhs Moers und leitet die etablierte Sommerakademie für Malerei und Bildhauerei. Der Künstler lebt und arbeitet in Moers, Duisburg und Berlin. Jörn Kempfer arbeitet in seiner Malerei oft wie ein Bildhauer. Bei vielen seiner Arbeiten geht er von einer monochromen, meist schwarzen oder braun-bläulichen Farbfläche aus und arbeitet in sie hinein durch Auflösen oder Wegnehmen der Farbmaterie. Bei anderen Werken lässt er dem Weiß des Malgrundes größten Spielraum: Der Prozess der malerischen Illusion sichtbar bleibt. Plastische Konfigurationen entstehen im Arbeitsprozess mit oder ohne konkrete gegenständliche Bezüge. Gegenständliches und Ungegenständliches ist für ihn dasselbe – wichtig ist allein die Kraft der Malerei. Reflexion und Spontanität bestimmen seine Bilder zugleich. Neben inhaltlichen Bezügen haben seine Bilder ein visuelles Eigenleben: Es geht um Licht, Raum, Plastizität, Textur und Emotion. Sowohl in seiner Malerei als auch bei seinen Skulpturen arbeitet er in Serien. Ideen werden abgewandelt und Möglichkeiten ausprobiert, um die stärkste Wirkung zu finden.
Mitte der Neunziger Jahre fand Jörn Kempfer zur Bildhauerei. Für eine Vielzahl seiner Skulpturen verwendet er im Flussbett gerundete Findlinge aus Marmor, an denen mit Maschinen und Werkzeugen Eingriffe vorgenommenen werden. Schlagen, Schneiden oder Schleifen erzeugen verschiedene haptische und - der Visualität der Malerei nahe - auch optische Texturen. Ziel ist die räumliche und strukturale Gliederung. Der Prozess des Eingriffs in die vorgefundene Form bleibt dabei rekonstruierbar. Bei anderen Skulpturen geht es um kinetische Aspekte und die Thematisierung der Spannung von Balance und Schwingung. Wieder andere gehen von der in der Meeresbrandung entstandenen Rundheit von Steinen aus und stellen in formalen Analogien mit anderen Materialien Bezüge her.
Nach "Gezeichnet wie getanzt" im November 2010 das 2. Crossover-Projekt im hafenkult: Ilse Straeter zeichnet Tanz-Stenogramme der Interaktion zwischen der Tänzerin Bettina Rutsch und dem Schlagzeuger Simon Camatta.
Aufführung: Donnerstag, 15. September 2011 um 19:30 Uhr
Simon Camatta - Schlagzeug
Simon Camatta wurde 1976 in Essen geboren. Mit 11 Jahren bekam er sein erstes Schlagzeug zu Weihnachten. Er studierte Jazz an der Folkwang Hochschule Essen. Seit über 15 Jahren spielt er in den
unterschiedlichsten Bereichen in den halben Welt. Zur Zeit mit: The Dorf, You Are So Me, Pansonics Duo und vielen anderen. Ausserdem ist er regelmäßig am Theater Oberhausen und dem Schauspiel Essen
aktiv. Mehrfacher jazzwerkruhr Preisträger. Aktuelle CDs: The Dorf-The Dorf (Leo Rec), The Camatta-aula (AO/Nrw Rec), Camatta/Reisige duo-Moos (Holzrec.)
Bettina Rutsch – Tanz
Bettina Rutsch ließ sich seit 1981 in verschiedenen Tanztechniken (u.a. Ballett, Modern, Contemporary, Jazz, Butoh) ausbilden. Sie studierte Germanistik, Anglistik und Philosophie und promovierte
1998 über Hugo von Hofmannsthal. Seit 1994 entwickelte sie, oft solistisch oder zusammen mit KünstlerInnen anderer Sparten und an ungewöhnlichen Spielorten, zahlreiche Produktionen im Bereich Tanz
Literatur Theater. Als Tänzerin arbeitete sie beispielsweise mit Royston Maldoom und Stephan Koplowitz, außerdem ist sie seit 1993 als Tanztheater-Dozentin tätig, u.a. ist sie seit 2008
Lehrbeauftragte für Ästhetische Bildung/Tanz an der Evangelischen Fachhochschule Rheinland-Westfalen-Lippe in Bochum.
www.bettinarutsch.de
Ilse Straeter - Tanzzeichnung
Ilse Straeter ist seit 1994 freischaffende Künstlerin, Schwerpunkt Tanzmalerei. Sie ist Mitglied in der ARKA Kulturwerkstatt, Zeche Zollverein Essen und im „atelier 61 a“. "Tanzen ist Zeichnen im
Raum“. Dieses Zitat von Rosalia Chladek kehrt Ilse Straeter um zu: „Zeichnen ist Tanz auf dem Papier.“ Ilse Straeters Tanzfahnen sind verdichtete, gleichwohl spontan gesetzte Überarbeitungen von
Tanz-Stenogrammen, die bei Aufführungen des Aalto Theaters, Essen, des Folkwang Tanzstudios, des Balletts am Rhein Düsseldorf/Duisburg und anderer Tanztheater entstanden. Bei ihren Performances vor
Publikum folgt sie mit dem Zeichenstift auf dem Overheadprojektor schnell und spontan den Bewegungen vor und neben ihr agierender Tänzer. Die Projektionswand gerät dabei oft zur zusätzlichen Aktions-
und Animationsfläche für die Tänzer - ein spannendes Wechselspiel von bildender und darstellender Kunst. (tanzhaus nrw, Düsseldorf)
www.straeter-kunst.de
Ein Kooperationsprojekt zwischen hafenkult und temporary projects,
die Salongalerie, Essen-Ruhr.
Ausstellungsdauer: 15. Juli bis 7. August 2011
Gemeinsam ist der Würzburgerin Gabi Weinkauf und der Mühlheimerin Mechthild Heselmann vor allem der akademische Hintergrund: Beide sind Absolventinnen der fadbk in Essen.
Gabi Weinkaufs künstlerisches Schaffensfeld reicht von der großformatigen Malerei mit Tempera und Öl über Skulpturen bis zur Installation. In Duisburg erfüllt und verändert sie
den Ausstellungsraum mit ihrer papierschiffartigen Skulpturenarbeit „Himmel und Hölle“. Vor den unterschiedlich großen Formen stehend, empfindet sich der Betrachter in dieser so wunderbar
künstlichen, schroffen Felslandschaft aus papiernen Groß- und Kleinformen schon mal im papiernen Abfallpark eines Riesen. Überhaupt dominiert in Weinkaufs Skulpturarbeit und Installationen die
Verwendung kulturell bereits klar kodierter Materialien – Wäscheberge, Geldsäcke u.Ä. - deren Werthaftigkeit im Werk aber Weinkaufs ganz eigener Einschätzung unterworfen ist: so schredderte Weinkauf
für „Fest der Liebe“ schon einmal Geldscheine, um aus diesen dann einen Adventskranz zu fertigen. Es ist spürbar: Gabi Weinkauf hat dem Betrachter etwas zu sagen! Ein Sendungsbewusstsein und eine
Affinität zum Sozialkommentar, die bei der Kritik anzukommen scheint, wurde Weinkauf doch bereits 2007 in Würzburg mit dem 1. Preis Malerei „Menschengerecht“ von Amnesty International
ausgezeichnet.
Mechthild Heselmann malt in monochromer Tendenz unter Verwendung von Schwarz- und Weißabstufungen, darüber hinaus schafft sie Skulpturen und Bodeninstallationen. Heselmann findet das
Essentielle zwischen den füllenden Formen – im weißen, leeren Freiraum. Raum entsteht bei Heselmann durch Weglassen, durch Herausnehmen, durch Subtraktion von Masse, aber auch durch Schaffung von
Grenzen dieses Raums. Freiraum bedeutet so Schaffung und Werdung durch Reduktion, durch Rücknahme auf Wesentliches. Heselmann begrenzt ihre weißen Freiräume mit zahlreichen, runden schwarzen Kreisen
und Ellipsen, gibt ihnen so Halt und Form. Sie sind es auch die - mal blass, tanzend, einander überlagernd, mal fordernd aus dem Bild heraustretend - den Formwillen des Ganzen in sich tragend.
Heselmann durchdringt die Zweidimensionalität, schafft im Kontrast Tiefe. Eine Tiefe, die sie in ihren Skulpturen und Bodeninstallationen, ganz ihrer künstlerischen Sprache treu bleibend mit - wie
aus den Bildern herausgewachsen scheinenden Arbeiten - buchstäblich einlöst. Heselmann erobert den Raum mit Werken, die sich aus dem Zweidimensionalen, gleichsam auf den Betrachter zu bewegend, ins
Dreidimensionale entwickeln. Ihre mal ruhigen, mal aggressiven, aber immer den Betrachter zu berühren vermögenden Strukturen, kontrastieren dabei erfrischend eine oft reizüberladene Wirklichkeit, in
der die allgegenwärtige Dominanz von unzähligen Wahrnehmungsangeboten häufig zu einem sinnlichen Erfahrungsverlust führt, und schaffen so einen Frei-Raum im doppelten Sinn.
Den Besucher erwartet eine höchst reizvolle, spannende und in der Mischung faszinierende Kombination von Raum und Freiraum, Kommentar und Reflektion in einem bunten Strauß künstlerischer
Ausdrucksformen, wenn "zwei im Hafen" im Duisburger hafenkult aufeinandertreffen.
Ausstellungsdauer: 23. Juni bis 10. Juli 2011
Katrin Roth (Malerei) und Ines van der Ende (Bildhauerei) beleuchten das Thema Reise aus unterschiedlichen Blickwinkeln und präsentieren ihre Arbeiten erstmalig gemeinsam im Hafenkult in Duisburg.
Eine Seefahrt ist eine Reise, zu der man aufbricht und im Idealfall sollte irgendwann „Land in Sicht“ sein, um auch ankommen zu können. „Land in Sicht“ im Duisburger Hafen: Die Verbindung zur
Seefahrt - ein ständiges Ankommen und Abfahren von Schiffen, Personen und Fracht. Es liegt in der Natur des Menschen beim Blick auf offene See Sehnsucht zu verspüren. Der Rhein führt unsere Phantasie
zu eben jener offenen See, zu der wir jeden Moment aufbrechen möchten.
Die Werke der Ausstellung „Land in Sicht“ zeigen Perspektiven, die den Betrachter anregen, seine Phantasie spielen zu lassen und Emotionen einer Reise einmal anders zu erleben. Sie zeigen Positionen aus unterschiedlichen Blickwinkeln - sind sinnlich, experimentell und bilden in den Disziplinen Malerei und Bildhauerei eine moderne Form der Kommunikation zwischen Bild und Raum.
Katrin Roth zeigt unter anderem Ausblicke von der See zum Land. Reflektionen ihrer erinnerten Wahrnehmung, oft flüchtig in der Bewegung registrierte Elemente und Formen. Bewusst
verfremdet bilden sie eine eigene Welt. Fragmente verschiedener Entfernungen verbinden sich zu neuen Räumen. Auf die malerischen Räume trifft eine eigenwillige Zeichensprache. Diese ist ein
persönliches Statement und stellvertretend für Dinge aus unserer Welt, von uns gemacht. Verknüpfungen von Malerei und Zeichnung, ein Spiel von Farben und Zeichen, die nicht konkret erkennbar, viel
Raum bieten für eigene Interpretationen.
www.katrinroth-kunst.de
Ines van der Ende zeigt innere Prozesse, die aus bildhauerischer Perspektive Aspekte des Unterwegsseins thematisieren. Ein speziell für diese Ausstellung entwickeltes Raumkonzept
zeigt Arbeiten aus modellierter Papiermasse. Papier als Träger von Informationen findet in gefärbter und geformter Vision neuen Ausdruck. Formale Bezüge zu Landschaft und Kultur werden hergestellt.
So haben die Besucher die Möglichkeit, selbst Teil einer Aktion zu werden, bei dem ein Gesamtkunstwerk verändert wird. Eine spannende Auseinandersetzung von Information und Plastik, die sich jede/r
Besucher/in mit nach Hause nehmen kann.
www.inesvanderende.com
Ausstellungsdauer: 13. Mai 2011 bis 12. Juni 2011
„Die Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar.“ schreibt Paul Klee. Es ist genau dieser Gedanke des „Sichtbarmachens“, der die Arbeiten Christa Hahns wie ein roter Faden
durchzieht. Hahns Kunst bildet nicht allein ab, vielmehr schafft sie dort, wo der Blick verstellt ist, Sichtbarkeit, zerrt an die Oberfläche und gibt dem Betrachter ein Forum, um sich diesem
sichtbar gemachten Inhalt auf Ebene der Bildenden Kunst anzunähern.
Dabei fasst sie in ihren Arbeiten immer wieder Elemente von Foto über Video bis hin zur Performance-Art in umfassenderen Werken zusammen. Eine künstlerische Arbeit erschöpft sich selten im Schaffen des einzelnen Werks, sondern findet Fortsetzung in dessen Anordnung im Raum oder der genre- und disziplinenübergreifenden Kombination mit anderen Darstellungsformen.
Hahn macht Fragen zu Raum, zu Ritualen im Alltag, und zu Formen der Kommunikation sowie eine Vielfalt an kommunikativen Prozessen sichtbar, und demaskiert - mit ihren bildlichen und installativen Inszenierungen als Spiegelungen - das Bühnenbild der uns umgebenden Lebensrealität.
Wenn wir mit Clifford Geertz Kultur als Geschichten definierten, die wir uns über uns selbst erzählen, dann ist es Hahns Leistung, diese Geschichten nicht nur sichtbar zu machen, sondern dahinter
zurückstehend den Betrachter darin sein eigenes Bild, seine eigene Figur in dieser Geschichte erschaffen zu lassen, ihm zu erlauben, das sichtbar Gemachte für sich zu verhandeln und zu
hinterfragen.
Ihre Kompositionen spielen – auf künstlerischer wie auch auf soziokultureller Ebene – mit den individuellen Erfahrungen und Erwartungen des Betrachters und appellieren gleichzeitig an das vorhandene
reaktive Potential kultureller und ritueller Sozialprägung des Einzelnen.
Vor allem aber berühren sie den Betrachter, fassen ihn an, fordern ihn heraus, konfrontieren ihn mit sich selbst in der persönlichen Wahrnehmung des Gezeigten.
Zur Künstlerin: Christa Hahn, Jahrgang 1955, absolvierte ihre formale künstlerische Ausbildung an der fadbk Essen mit den Schwerpunkten, Fotografie & Medien (bei Thomas Zika und Christiane
Hantzsch) und Interdisziplinaere Arbeit (bei Danica Dakic und Nicola Schrudde) Ihre künstlerische Heimat hat sie in Mönchengladbach.
Der Begriff „Kunst machen“ – verstanden im Sinne eines schöpferischen Prozesses der Entstehung – gibt die Arbeitsweise der Künstlerin Christa Hahn äußerst treffend wieder: große Akribie,
konzentrierte Planung und präzise handwerkliche Umsetzung kennzeichnen ihren Schaffensprozess. Photo, Video und Installation sind bis ins Detail durchdachte und filigran geplante
Inszenierungen.
Steffen Gerz
Ausstellungsdauer: 13. März bis 17. April 2011
Nicole Schulze, geb. 1978, ist Bildhauerin und Zeichnerin. Sie hat an der Akademie für bildende Kunst und Gestaltung (AKI) in Enschede, Niederlande studiert. Themen ihrer meist figurativen Werke sind
unter anderem stereotype und clichéhafte Aussagen über Politik, Sexualität, Religion, Mythologie, fremde Kulturen, alte und neue Werte – Momentaufnahmen der Gesellschaft. Ihre Werken waren neben
Deutschland auch schon in Ausstellungen in den Niederlanden, Irland und England zu sehen.
Nicole Schulze verarbeitet ihre gesammelten Eindrücke in verschiedenen Bildern und Ideen aus Reklame, Funk und Fernsehen, die dann in einem Werk kombiniert werden. Die Inhalte ihrer Zeichnungen und Skulpturen – humorvoll bis sarkastisch, manchmal traurig und nachdenklich – werden durch unterschiedliche Farben, Kontraste und Volumen dargestellt. Die dafür verwendeten Materialien sind Bleistift, Tinte, Holzkohle, Buntstift oder Acrylfarbe. Für Ihre skulpturalen Arbeiten kommen Porzellan, Ton und andere natürliche Materialien zum Einsatz. Die Künstlerin lebt und arbeitet in Bramsche bei Osnabrück.
Ausstellungsdauer: 14. Januar bis 13. Februar 2011
Unter dem Titel Quayside präsentierte die Essener Künstlerin Ann Sophie Detje ihre assoziationsstarken Videoarbeiten. Die Auseinandersetzung mit dem Ort HAFEN|Reisen stand bei der Ausstellung im
Vordergrund.
In Quayside ändert Detje nachhaltig den Blick auf Alltägliches und macht es neu erlebbar. Dabei erwarten den Betrachter Arbeiten von starker assoziativer Kraft. Die Künstlerin nutzt Bausteine der
täglichen Erlebenswelt, nimmt sie auf, bearbeitet, platziert und re-kombiniert sie. Dadurch löst Detje diese gegenständlichen Vorlagen in frei assoziierbare Strukturen auf. Das gewöhnliche Einzelne
wird in der Neuanordnung, der Installation, dem veränderten Blickwinkel, zum Neuen und immer wieder Einzigartigen. Detjes Videoarbeiten bewegen sich so jenseits des Spannungsverhältnisses von
dokumentarischer Darstellung und künstlerischer Inszenierung. Die scheinbar zufällig aufgenommenen, ambivalent deutbaren Videomotive werden durch Detjes Inszenierungs- und Kompositionsfertigkeit mit
jedem neuem Blick zur individuellen Projektionsfläche. Sie erschaffen für den Einzelnen einen neuen Raum, ein ganz persönliches Irgendwo in dem für den Betrachter ein Verlieren, ein Wiederfinden und
Neuentdecken möglich ist. Ein spannender Rundgang also nicht nur für Freunde zeitgenössischer Kunst, der keinen Betrachter kalt lassen wird.
Über die Künstlerin: Ann Sophie Detje geboren 1980 in Osnabrück, studierte freie Kunst an der fadbk in Essen und ist Meisterschülerin bei Nicola Schrudde und Michael Seeling. Sie arbeitet
interdisziplinär mit den Schwerpunkten Video und Objekt in Essen. Die klar und direkt strukturierten, in ihrer vorgeblichen Eindeutigkeit fast einfach erscheinenden Werke, sind das Ergebnis sehr
bewusster Arbeitsvorgänge. Es sind simple Dinge oder Momente, die der Betrachter in Detjes Schaffen aus neuem Blickwinkel wahrnimmt. Sie vermittelt hierbei immer ein eindrucksstarkes Gefühl für die
von ihr bei der Kreation erlebte Faszination des Moments und schafft so fesselnde Darstellung mit den Mitteln des Alltags. Detje schärft den Blick des Betrachters für ihre Reflexionen der Schönheit
im Einfachen.
Steffen Gerz
|
|